Farbe bekennen

Ich bin kein politischer Mensch. Ich habe natürlich eine politische Meinung, aber ich respektiere es, wenn Menschen andere Werte und Sichtweisen haben und andere Prioritäten setzen. Respekt für Andersdenkende gehört nun mal zu einer Demokratie. In meinen Büchern trete ich für Vielfalt und Toleranz ein, was ich für selbstverständlich erachte. Aber bisher habe ich mich nie politisch engagiert und war auch noch nie auf einer Demonstration - bis gestern.

 

„Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren“, hat der Philosoph Karl Popper geschrieben. Irgendwann muss also Schluss sein mit der Toleranz gegenüber Andersdenkenden – dann nämlich, wenn diese die Grundrechte anderer und die Grundwerte unserer Demokratie mit Füßen treten. So, wie es die AfD und andere rechtsextreme Gruppierungen in letzter Zeit immer dreister tun.

 

Das dürfen wir –alle, die für Demokratie und Grundrechte aller Menschen eintreten – nicht länger tolerieren. Deshalb bin auch ich gestern zusammen mit vielen Autoren-Kolleg*innen auf die Straße gegangen. Ich war wohl nicht der Einzige, für den es das erste Mal war. Die AfD hatte im Vorfeld noch versucht, die Kundgebung mit einem schäbigen Verfahrenstrick zu sabotieren, damit aber nur das Gegenteil erreicht. Es kamen so viele Menschen, dass die Veranstaltung vorzeitig abgebrochen werden musste, weil die Hamburger Innenstadt ihre Aufnahmekapazität erreicht hatte. Das macht mir Hoffnung, dass wir gemeinsam ein Abdriften Deutschlands nach Rechtsaußen verhindern können.

 

Auf jeden Fall bin ich froh und stolz, ein Teil dieses einzigartigen Aufstands gegen Intoleranz, Rassismus und Menschenfeindlichkeit gewesen zu sein. Ich danke allen, die ebenfalls gestern in Hamburg oder auf einer der vielen anderen Demonstrationen überall in Deutschland dabei waren, und nehme mir vor, in Zukunft häufiger Farbe zu bekennen und Intoleranz nicht mehr zu tolerieren.

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Kommentare: 1
  • #1

    Heinrich (Sonntag, 04 Februar 2024 21:14)

    Hallo Karl,
    ich muss mir immer überlegen, was ich kommentiere. Du weißt, dass ich oft etwas pessimistisch bin, was die Menschen angeht und ihre Urteilsfähigkeit einer KI oder einer "Politik" zu folgen.
    Da ich aber nun 74 ruhige und bequeme Jahre hinter mir habe, will ich die letzten 38 Jahre (ich werde 108 ;) auch ruhig mal die warme Stube verlassen, um die Demokratie zu schützen! ;)
    Gruß Heinrich